Uwe Fuchs hat für 13 Clubs gekickt. Jetzt will er als Trainer erfolgreich sein.
Homburg/Bielefeld. Uwe Fuchs ist kein Schwimmer und kein Heiliger. Trotzdem ging der ehemalige Fußball-Profi und heutige -trainer mehr als einmal über die Wupper. Zwei Mal war der Ex-Spieler des FC Homburg Trainer des West-Regionalligisten Wuppertaler SV – beide Male wurde er entlassen. „Bei einem Verein wie dem WSV weiß man, worauf man sich einlässt“, erzählt der in Kaiserslautern geborene 44-Jährige: „Der WSV ist ein klassisch patriarchalisch geführter Verein. Dort geht’s entsprechend emotional zu. Das ist nicht gejammert, aber das muss man wissen, wenn man dort arbeitet.“ Trotzdem schließt Fuchs ein drittes Engagement nicht aus.
Seit April ist Fuchs wieder auf der Suche nach einem Club. Arbeitslos ist er nicht. Nach einer Umschulung zum Sportmanager bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und einer Tätigkeit als sportlicher Berater und Geschäftsführer bei der Sportwelt Beteiligungs-GmbH fasste er als Unternehmensberater Fuß. Dennoch hat die Trainertätigkeit Priorität: „Ich möchte gern in einem vernünftig aufgestellten Club arbeiten. Mein Ziel ist auch, höher als 3. Liga zu trainieren. Momentan befinde ich mich aber in einer Phase, in der man als Trainer auch Geduld haben muss.“
Nicht so viel Geduld, so scheint es, hatte der Pfälzer als Spieler. Rechnet man seine Jugendvereine mit, kickte Fuchs für 13 Clubs – darunter der VfB Stuttgart, 1. FC Kaiserslautern oder 1. FC Köln. Die interessanteste Zeit erlebte er in England. „Die beim FC Middlesbrough war ein fantastisches Erlebnis für mich. Ich wollte mich immer sportlich weiterentwickeln und kam deshalb zu so vielen Stationen und dann auch nach England“, erinnert sich der von Middlesbrough-Fans zum „player of the decade“ (deutsch: „Spieler der Dekade“) gewählte Deutsche – und erzählt: „Zwischen mir und den Fans dort ist eine besondere Beziehung entstanden und bis heute geblieben.“
Warum er, der nur ein halbes Jahr für den Club spielte, die Wahl vor Spielern wie Juninho oder Jimmy Floyd Hasselbaink gewann und heute noch auf der „Boro“-Internetseite als „cult hero“ (Kult-Held) bezeichnet wird, hat laut Fuchs drei Gründe: „Boro hatte eine Durststrecke hinter sich und spielte in der 2. Liga. Ich kam da hin, hab‘ in 15 Spielen neun Tore gemacht und sie zurück an Tabellenspitze geschossen. Außerdem kamen meine Art zu spielen und wohl auch meine Persönlichkeit bei Fans gut an.“
Als größten Unterschied zwischen Deutschland und dem Fußball-Mutterland nennt Fuchs das „klassische britische Publikum. Die Fans gehen einfach davon aus, dass jeder Spieler alles für seinen Club gibt. Rufe wie ,Wir wollen euch kämpfen sehen‘ würde es dort nie geben. Die sind auch mal sauer und pfeifen, aber die akzeptieren auch, wenn es mal schlecht läuft oder es mal einen Abstieg gibt.“ So etwas wäre in Deutschland bei manchen Vereinen nicht möglich: „Solche extremen Fanproteste oder Busblockaden gibt’s dort einfach nicht. Was auch auffallend ist: die Zuschauer – vor allem bei unterklassigen traditionellen Clubs – sind bis zum Spielbeginn total ruhig. Aber mit dem Anpfiff gehen die ab wie die Feuerwehr. Das ist irre und muss man mal erlebt haben.“
Etwas zu irre für Fuchs‘ Geschmack waren die Fans des FC Millwall, bei dem er in der Saison 1995/1996 spielte. „Dort herrscht eine sehr aggressive Fankultur. Man muss dazu wissen, dass der Verein und seine Fans aus dem Hafengebiet Londons kommen und aus hartem Arbeitervolk bestehen. In den letzten zehn bis 20 Jahren haben sich dort vor allem gewaltbereite Fans gesammelt. Der Verein wird in England keinen Beliebtheitswettbewerb gewinnen. Im Misserfolgsfall war das dort echt unangenehm.“
So etwas gab’s im Saarland nicht. Auch deshalb hat Fuchs nur positive Erinnerungen an seine erste Profistation: „Homburg hat für mich eine große Wertigkeit. Im zweiten Jahr dort wurde ich von meinem Vater (Fritz Fuchs, Anm. d. Red.) trainiert, der mich von der Abwehr in den Angriff stellte. Und das war ein wichtiger Karriereschritt.“ So wie der der Aufstieg des FCH in die Bundesliga: „Das war eine Sensation. Für mich war es ein Meilenstein und eine tolle Erfahrung“, sagt der ins Schwärmen geratene Familienvater: „Ich erinnere mich vor allem an Manfred Lenz. Der war so eine unumstrittene Autorität und so ein unglaublich feiner Mensch. Der war auf dem Platz eine absolute Vaterfigur. Ein Blick reichte, und dann hat man die Klappe gehalten.“ Mit zwei Vätern, dem echten neben dem Spielfeld und einem darauf, schaffte Fuchs den Gang von der Saar über den Neckar und den Rhein bis an die Themse. Und musste anschließend zwei Mal über die Wupper.
Zur Person
Uwe Fuchs, Sohn von Ex-Profi und -Trainer Fritz Fuchs, wurde am 23. Juli 1966 in Kaiserslautern geboren. Er lebt mit Frau Stefanie und den Kindern Paul, 11, und Matilda, 6, in Bielefeld. Er spielte in der 1. und 2. Liga für FC Homburg, Stuttgarter Kickers, Fortuna Köln, Fortuna Düsseldorf, 1. FC Köln, 1. FC Kaiserslautern, FC Middlesbrough, FC Millwall (je 2. englische Liga) und Arminia Bielefeld und trainierte Fortuna Düsseldorf, Fortuna Köln, LR Ahlen, VfB Lübeck und Wuppertaler SV.
Veröffentlicht am 1. Dezember 2010 in der Saarbrücker Zeitung.