Der Ex-Homburger Steffen Korell sichtet Talente für den Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach
Mönchengladbach. Die Aufgabe als Abwehrspieler ist nicht einfach, aber überschaubar. Früher mehr als heute. Da hörte man vom Trainer schon einmal: „Du bleibst deinem Gegenspieler auf den Fersen. Wenn er aufs Klo geht, gehst du mit.“ Den Spruch kennt Steffen Korell. Heute lassen sich die Kompetenzen des Ex-Defensivspielers damit nicht mehr auf den Punkt bringen. Er ist Abteilungsleiter Talentsichtung und Mannschafts-Manager bei Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach. Zu der Zeit, als in Rhetorik und Spielweise eine Modernisierung Einzug in den Fußball hielt, war Korell bei Mönchengladbach in seinem Karriere-Herbst angekommen. Die Wandlung des Vorstoppers zum „Sechser“, des Manndeckers zum Innenverteidiger hat er mitbekommen. Ein Knorpelschaden im Knie zwang ihn 2005 dazu, die Profi-Karriere mit 33 Jahren zu beenden.
Gerne hätte er noch „ein, zwei Jahre gespielt“, aber mit der beruflichen Entwicklung danach ist er auch zufrieden: „Natürlich spielt man mit dem Gedanken, einmal als Trainer tätig zu sein. Das möchte ich auch nicht kategorisch ausschließen“, beschreibt der B-Lizenz-Inhaber den Gang vom Spielfeld auf die Funktionärsebene: „Aber ich habe mich immer an dem orientiert, was sich mir angeboten hat. Und so habe ich in der Marketing-Abteilung angefangen. Das war etwas Neues, aber ich habe während der Fußball-Zeit nebenbei Sportmanagement studiert. Von daher passte das ganz gut.“
Durch die Tätigkeit als Chef der Talentsichtung rückte der 38-Jährige vor zwei Jahren wieder näher an Mannschaft und Spielbetrieb: „Wenn ein Spieler zu uns wechselt, gehört es zu meinen Aufgaben, für seine Integration zu sorgen“, erklärt der Pfälzer, der bei der Beschreibung seiner Arbeit ins Schwärmen gerät: „Das ist eine schöne Kombination: Man lernt Spieler relativ gut kennen und darf sie dem Umfeld und dem Verein näher bringen. Ich bin eng an der Mannschaft dran und bei allen Spielen dabei.“
Sein erster Profi-Vertrag und eine dazu gehörende Ausbildungsstelle zum Industriekaufmann erhielt Korell 1990 bei Zweitligist FC Homburg. „Mir wird mein erstes Zweitliga-Spiel immer in Erinnerung bleiben. Das war gegen Schalke 04 und wurde nach 20 Minuten wegen sintflutartiger Regenfälle abgebrochen“, erinnert er sich an die fünf Jahre im Saarland, wo er seine Frau Tanja kennen lernte: „Wir hatten damals eine tolle Mannschaft mit Spielern wie Willi Landgraf oder Rodolfo Esteban Cardoso. Mit denen stehe ich noch in Kontakt.“ Neben Besuchen bei den Schwiegereltern hält Korell über seine Ex-FCH-Mitspieler Achim Therre und Uwe Freiler Kontakt ins Saarland. Nicht nur deshalb ist er über den FCH informiert. Am 21. September spielte die U23 der Borussia in der Regionalliga gegen Homburg (1:1). „Ich denke, für den FCH ist es wichtig, wieder in so einer Liga zu spielen und in Deutschland rumzukommen“, sagt Korell, bei dessen Gladbachern ein Saarländer spielt: Patrick Herrmann kam 2008 vom 1. FC Saarbrücken. „Er war schon Jugend-Nationalspieler, wurde demnach nicht direkt von uns entdeckt. Aber wir haben den Anspruch, solche Spieler zu kennen“, sagt Korell. Dass Herrmann es in die Bundesliga-Startelf geschafft hat, stärkt Korells Position in Gesprächen mit Talenten: „Sie sehen, dass wir ihnen die Chance geben, Einsätze in der Bundesliga zu bekommen.“ Sein Karrierehöhepunkt sei der Wiederaufstieg mit Gladbach 2001 gewesen, erklärt Korell: „So etwas hat hier eine besondere Wertigkeit. Es war bitter, dass so ein Verein überhaupt in die 2. Liga musste.“
Sollte er doch irgendwann als Trainer arbeiten, wird Korell Einflüsse von jeder seiner drei Profi-Stationen anwenden. „Ich bewundere jeden Trainer, der den Mut hat, auf junge Spieler zu setzen. Bei mir war das in Homburg Gerd Schwickert. Von Volker Finke in Freiburg habe ich viel in punkto Fußball-Philosophie gelernt, von Hans Meyer in Gladbach viel Fußball-Taktisches.“ Auch wenn Meyer ein Trainer der alten Schule ist, dürfte Korell, der in 307 Spielen in 1. und 2. Liga 86 Gelbe Karten kassierte, sich auch an Prinzipien des modernen Fußballs orientieren. Von der Tribüne aus, von wo er Heimspiele der Borussia verfolgt, ist die heutige Spielweise mindestens so überschaubar wie die Aufgabenbereiche eines Abwehrspielers zu seiner Zeit.
Zur Person
Der Industriekaufmann und Sportfachwirt Steffen Korell wurde am 27. Oktober 1971 in Zweibrücken geboren und begann das Fußball-Spielen beim SV Bottenbach. Nach seiner Zeit beim FC Homburg (1990 bis 1995, 130 Spiele) wechselte er zum SC Freiburg (1995 bis 2000). Er beendete seine Karriere bei Borussia Mönchengladbach (2000 bis 2005). Mit Frau Tanja und Sohn Paul, 9, wohnt Korell heute in Windberg bei Mönchengladbach.
Veröffentlicht am 29. September 2010 in der Saarbrücker Zeitung.