Kay Friedmann: Blick zurück ohne Groll

Kay Friedmann, Ex-Profi des 1. FC Kaiserslautern, ist heute Physiotherapeut

Römerberg. Kay Friedmann ist zufrieden. „Ich habe alles richtig gemacht und bereue meine Entscheidung nicht“, sagt der ehemalige Fußballprofi des FC 08 Homburg und des 1. FC Kaiserslautern. Heute ist er selbstständig tätig und betreibt zusammen mit anderen „Physios“ eine Gemeinschaftspraxis für Physiotherapie in seiner Heimatgemeinde Römerberg.

Nach dem Karriereende 1995 (letzte Station: 1. FC Nürnberg) absolvierte Friedmann seine Ausbildung zum Physiotherapeut bei den „Roten Teufeln“ und arbeitete sieben Jahre lang im medizinischen Stab des Vereins, mit dem er als Spieler 1990 DFB-Pokalsieger und 1991 Deutscher Meister wurde. Dann kam der Schock: die Kündigung im Jahr 2007. „Ich hatte Riesenprobleme mit der damaligen Führung (Anm. d. Red.: damaliger Clubchef war Erwin Göbel), deshalb kam es zur Trennung“, erinnert sich Friedmann an seinen ungewollten Abschied. Dieser wurde in einem 15 Minuten-Gespräch mit Göbel und einen Tag vor dem Trainingsauftakt zur Saison 2007/2008 abgehandelt. Angesprochen auf die von Vereinsseite als „betriebliche Kündigung“ deklarierte Entlassung meinte Friedmann gegenüber der Zeitung „Die Rheinpfalz“ damals: „Ich hatte mich auf die Saison vorbereitet, hätte nie damit gerechnet. Das traf mich so unvorbereitet, dass ich auch noch keinen Plan B hatte.“

Kurze Zeit später hatte er ihn, den Plan B. Im Laufe der Zeit wurde daraus sogar sein persönlicher Plan A. „Ich bin damals zurück in meine Heimat Römerberg gegangen und hatte dort die Möglichkeit, in die Praxis meiner heutigen Partner einzusteigen – und das habe ich genutzt“, erzählt der Pfälzer und freut sich noch heute über diese Entscheidung: „Wir expandieren und haben mittlerweile sogar ein angeschlossenes Fitnessstudio im Nachbarort. Ich kann außerdem Arbeiten und Urlaub machen, wann ich will – das ist meine Zukunft.“ Ein Wirken als Trainer konnte sich Friedmann hingegen nie vorstellen: „Das ist ein brutal schwerer Job. Du musst dich auf hohem Niveau Tag und Nacht mit Fußball beschäftigen und das kam für mich nie in Frage“, sagt der 47-Jährige. Fußball spielen ist aber vor Motorrad fahren und Reisen immer noch sein Hobby Nummer eins, dem er in der AH seines Heimatclubs TuS Mechtersheim oder der Traditionsmannschaft des 1. FC Kaiserslautern nachgeht.

Bis zu seinem Weggang vom FCK 2007 lebte der gebürtige Speyerer 25 Jahre lang in Homburg. „Meine Zeit im Saarland war eine sehr angenehme. Ich habe die Saarländer als sehr kontaktfreudige Menschen kennengelernt“, erzählt Friedmann, der 1982 zum FC Homburg wechselte. Nur ein Jahr später schaffte er mit 20 Jahren seinen ersten großen Erfolg: die Deutsche Amateurmeisterschaft 1983. „Das war damals schon eine sehr tolle Zeit. 1984 sind wir in die zweite Liga aufgestiegen, dort bekam ich dann meinen ersten Profivertrag und 1986 stiegen wir in die erste Bundesliga auf.“ Noch im selben Jahr erfolgte der Wechsel zum FCK: „Der Gewinn der Meisterschaft ’91 war für mich dann das Größte. Das entscheidende Spiel in Köln damals (6:2-Sieg, Anm. d. Red.) beeindruckt mich heute noch. Lange vor dem Anpfiff sah man in der ganzen Stadt nur Pfälzer.“

Obwohl Friedmann in seiner Karriere mit Spielern wie Stefan Kuntz, Tom Dooley oder Bruno Labbadia zusammen spielte, blieb ihm ein anderer ganz besonders im Gedächtnis: Manfred Lenz, ein Mitspieler aus Homburger Zeiten. „Ich war damals noch jung und er ein erfahrener Spieler. Menschlich und als Fußballer war er wirklich vom Feinsten und hat mir gezeigt, auf was es im Fußball ankommt: Engagement, Einsatzwille und trotzdem eine gewisse Lockerheit“, schwärmt Friedmann von dem „absoluten Führungsspieler, der immer dahin ging, wo es wehtut. Vor ihm hatte ich höchsten Respekt.“

Den Respekt hat er auch wieder vor seiner „alten Liebe“, dem FCK zurückgewonnen: „Natürlich verfolge ich das aktuelle Geschehen – in Kaiserslautern, aber auch in Homburg. Stefan Kuntz zu holen, war die wichtigste Entscheidung des Vereins. Ohne ihn wären sie jetzt nicht da, wo sie sind.“

Zur Person
Kay Friedmann , geboren am 15. Mai 1963, absolvierte in elf Jahren als Profi-Fußballer 72 Spiele (14 Tore) in der Zweiten und 169 Spiele (sieben Tore) in der Ersten Bundesliga. Seine Stationen: FC Homburg (1984 bis 1986, 58 Zweitliga-Spiele, zwölf Tore), 1. FC Kaiserslautern (1986 bis 1991, 97 Erstliga-Spiele, vier Tore) und 1. FC Nürnberg (1991 bis 1995, 72 Erstliga- und 14 Zweitliga-Spiele, fünf Tore).

Veröffentlicht am 17. Juli 2010 in der Saarbrücker Zeitung.

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