Branko Zibert versuchte sich als Fitness-Bodybuilder – Heute Individualtrainer im Fußball
Celje. Wir befinden uns in Slowenien, irgendwo zwischen Gurkfeld, Windischfeistritz und Mieß. Der örtliche Marktplatz ist wie leergefegt, alle Einwohner haben sich in der Mehrzweckhalle versammelt. Dort nähert sich die Spannung ihrem Höhepunkt, es herrscht absolute Stille. Lediglich ein Äderchen am Bizeps eines Protagonisten hört man platzen. Auf der Bühne räkeln drei adonisgleiche Mannsbilder ihre in Selbstbräuner getränkten Körper mit gequält lächelndem Blick in Richtung Jury – und dann kommt es zur Entscheidung.
So oder so ähnlich muss es wohl gewesen sein, als Branko Zibert vor knapp vier Jahren slowenischer Vizemeister im Fitness-Bobybuilding wurde. Damals hatte der ehemalige Fußballprofi des 1. FC Saarbrücken und der SV Elversberg das erreicht, wonach er als Sportler immer schon strebte: die Grenze des körperlich Möglichen. Schon als Spieler gab er – der mathematischen Logik zum Trotz – immer mehr als 100 Prozent, schob nach dem Training Ex traschichten und verausgabte sich in jedem einzelnen Spiel. Mit dieser Einstellung wurde aus der „Kiste“ – so sein Spitzname zu Fußballerzeiten – ein menschlicher „Kasten“.
Gleich nach seiner Profikarriere zog es den gebürtigen Slowenen zurück in seine Heimat, wo er als Leiter eines Fitnessstudios eine Kraftsport-Affinität entwickelte. „Ich bin damals irgendwie in diese Sache reingerutscht. Da ich körperlich immer schon gut drauf war, haben mich die Leute irgendwann gefragt, ob ich nicht mal an solchen Wettkämpfen teilnehmen möchte. Und dann habe ich einfach mal mitgemacht“, erklärt der 41-Jährige.
Eine Rückkehr in diesen Sport schließt Zibert allerdings aus: „Heute habe ich dafür keine Zeit mehr – und auch keine Lust. Die Vorbereitung auf einen solchen Wettbewerb dauert über ein halbes Jahr und verlangt dem Körper einiges ab. Ich hatte phasenweise nur zwei Prozent Körperfettanteil bei 74 Kilogramm Gewicht.“
Heute widmet sich der einstige Saarbrücker Publikumsliebling dem fußballerischen Nachwuchs Sloweniens. Als Individualtrainer versucht er, aussichtsreichen Talenten den Weg ins internationale Profigeschäft zu ebnen. „Ich suche mir die Spieler selbst aus, vor allem der Charakter muss stimmen. Derzeit habe ich etwa fünf Toptalente im Individualtraining.“ Sein bekanntester Schützling ist Robert Koren, aktueller Spielführer der slowenischen Nationalmannschaft und Erstliga-Spieler in England bei West Bromwich Albion.
Das breit gefächerte Fachwissen über den menschlichen Körper hat sich „Brane“, wie er auch genannt wird, durch zahlreiche Trainer-, Fitness- und Ernährungs-Lehrgänge erarbeitet. Authentizität und Autorität, zwei grundlegende Eigenschaften erfolgreicher Trainer, verleihen ihm seine Erfahrungen als Fußballer und Fitness-Wettkämpfer. Dennoch hat sich eine Anstellung als Trainer einer Profimannschaft für ihn bisher noch nicht ergeben: „Momentan bin ich mit meiner Tätigkeit absolut zufrieden und glaube, mein Potenzial so am besten vermitteln zu können. Man sollte allerdings nie nie sagen. Vielleicht werde ich irgendwann einmal eine Mannschaft trainieren.“ Aber um ihn und seine Frau Samantha wieder zu einem Umzug aus Slowenien zu bewegen, müsse schon „alles 100-prozentig passen“.
Der Kontakt nach Deutschland besteht noch, und auch über den sportlichen Werdegang seiner saarländischen Ex-Vereine 1. FC Saarbrücken und SV Elversberg ist Zibert auf dem Laufenden: „Wir hatten im Saarland eine sehr schöne Zeit. Ich verfolge auch heute noch, wie es um den FCS und die SVE steht. Jeden Montag gehe ich die Internetseiten durch und schaue nach den Ergebnissen.“ Die jüngste Entwicklung der Malstatter, die in der Regionalliga West auf Titelkurs liegen, verfolgt er mit Wohlgefallen: „Es ist schön zu sehen, dass sich Leute wie Harald Ebertz auch in schlechten Zeiten so für den Verein reinhängen. Ich bin davon überzeugt, dass der FCS in drei bis vier Jahren wieder in der 2. Bundesliga spielt.“
Abschließend stößt sich der ehemalige Vollblutstürmer ein Türchen auf und lässt eine Bemerkung fallen, die die Fans gerne hören werden. Denn der 1. FC Saarbrücken liege ihm immer noch sehr am Herzen – und „wenn ich irgendwie helfen kann, wäre ich gerne dazu bereit“.
Zur Person
Branko Zibert machte seinem Spitznamen „Kiste“ alle Ehre. Der Stürmer wurde 1998 mit 20 Treffern Torschützenkönig der Regionalliga und stieg mit dem FCS im Jahr 2000 in die 2. Bundesliga auf. In insgesamt 132 Spielen erzielte Zibert 75 Tore für die Blau-Schwarzen (Quote: 0,57 pro Spiel), in den darauf folgenden zwei Jahren in Elversberg waren es in 54 Spielen noch elf Treffer. Vor den Stationen Saarbrücken und Elversberg kickte Zibert bei seinem Heimatverein Olimpija Ljublijana (Slowenien), bei Hajduk Split (Kroatien), dem VfB Oldenburg und dem FC Bülach (Schweiz).
Veröffentlicht am 24. März 2010 in der Saarbrücker Zeitung.