Ex-Stürmer des FC Homburg ist Generalsekretär des Georgischen Fußballverbandes
Tiflis. „Es war ein großer Fußball-Abend. Wer gestern im Waldstadion war, wird noch in Jahrzehnten seinen Enkeln stolz erzählen: Ich war dabei. Die 21 000 Zuschauer wurden Augenzeugen eines dramatischen Pokalspiels, das in die Geschichte des Saar-Fußballs eingehen wird.“ Mit diesen Worten beschrieb die Saarbrücker Zeitung das DFB-Pokal-Viertelfinalspiel des FC Homburg gegen den 1. FC Kaiserslautern am 7. November 1995 (Endergebnis: 3:4 nach Verlängerung).
Einer der Homburger „Geschichtsschreiber“ von damals ist Revaz Arveladze. Der Georgier erzählt heute, 14 Jahre nach dem Spiel, tatsächlich noch stolz: Ich war dabei. „Das war meine beste Zeit als Spieler. Wir hatten 13 Ligaspiele in Folge gewonnen und im DFB Pokal zwei Bundesligisten rausgeworfen (2:1 beim FC St. Pauli, 2:1 gegen 1860 München, Anm. der Red.) und dann das Riesenspiel gegen Kaiserslautern.“
Der Georgier Arveladze hatte mit seinen beiden Treffern damals wesentlichen Anteil an den Homburger Hoffnungen auf den Halbfinaleinzug. Er hätte sich selbst sogar zum Pokalhelden machen können, wäre bei seinen beiden Großchancen in der Verlängerung der Ball nur einmal im Tor gelandet.
Heute ist der ehemalige Offensivspieler – er erzielte für den FCH 19 Tore in 45 Spielen –Generalsekretär des Georgischen Fußballverbandes (GFF) und kümmert sich dort um die Organisation von Projekte, den Kontakt zur Uefa und „alles, was sonst noch zur Funktion eines Generalsekretärs gehört“, sagt der gebürtige Tiflisser.
Dazu gehört auch mal eine Reise mit der U13-Auswahlmannschaft seines Verbandes zu einem Turnier nach Riga (Lettland). Zuletzt erst konnten die Nachwuchs-Kicker den „Riga Cup“ gewinnen – vielleicht dank der prominenten Unterstützung. Als offizieller Vertreter seines Verbandes war Arveladze auch in Warschau (Polen), um der Auslosung der Qualifikationsgruppen für die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine beizuwohnen.
Mit seinem Job ist der 41-Jährige sehr zufrieden und kann sich etwas anderes derzeit nicht vorstellen: „Ich weiß noch nicht, ob ich irgendwann wieder als Trainer arbeiten werde. Man weiß ja nicht, welche Überraschungen das Leben noch mit sich bringt. Momentan ist das hier mein Lieblingsjob.“ Zudem sitzt Arveladze im Exekutiv-Komitee der Uefa, dessen Vorsitzender kein geringerer als Kaiser Franz Beckenbauer ist.
Mit seinen beiden Brüdern Shota und Archil unterhält Revaz Arveladze außerdem eine Stiftung, den „Arveladzefund“. Nicht nur mit Geldmitteln wollen die Brüder jungen Fußballern in ihrem Heimatland die Chance für eine bessere Zukunft bieten: „Wir bezahlen ihnen Wohnungen, die Schule, Versicherungen und bieten Stipendien in der Höhe von 250 Euro pro Monat an“, erzählt Arveladze. Außerdem organisiert die Stiftung pro Jahr mehrere Trainingslager und spendet den Kindern Sachgüter wie Bälle und Trainingsanzüge. „In Georgien muss man fast jedem Spieler helfen. Ein guter Kicker in Deutschland hat keine Probleme, aber bei einem georgischen Talent haben die Eltern meistens kein Geld, dies zu fördern. Und für diese Kids erledigen wir dann alles“, führt der elfmalige Nationalspieler fort.
Trotz der Zeit raubenden Arbeit als Generalsekretär hält der ehemalige Homburger noch den Kontakt zu alten Weggefährten in Deutschland. „Ich bin immer mal wieder in Deutschland, zwei Mal mindestens pro Jahr. Dann sieht man sich schon einmal auf eine Tasse Kaffee oder auch mal etwas anderes . . .“ Vor allem von seinem damaligen Trainer Uli Sude spricht er auch heute noch in höchsten Tönen: „Uli Sude wurde ein guter Freund, er hat mit sehr viel geholfen. Ihm habe ich den weiteren Verlauf meiner Karriere zu verdanken.“
Übrigens: Ob Revaz Arveladze doch noch zum Pokalhelden avanciert, wird sich zeigen. Seine Anwesenheit bei der Auslosung der EM-Qualifikationsgruppen verschaffte den Georgiern die Gruppe F mit den Gegnern Kroatien, Griechenland, Israel, Lettland und Malta – das ist jedenfalls nicht die schwerste Gruppe.
Zur Person
Revaz Arveladze ist am 15. September 1969 in Tiflis/Georgien geboren.
Seine Stationen als Spieler: Dinamo Tiflis (bis 1993, 1998/1999 und 2000), 1. FC Köln (1993/1994), Tennis Borussia Berlin (1994/1995), FC 08 Homburg (1995/1996 und 1997/1998), KV Mechelen (Belgien, 1996/1997) und Rot-Weiß Oberhausen (1999/2000).
Seine Stationen als Trainer und Funktionär: Cheftrainer Dinamo Tiflis (2000/2001), Vereinspräsident Dinamo Tiflis (bis 2002), Cheftrainer Lokomotive Tiflis (2002/2003), U21-Nationaltrainer in Georgien (bis 2005), Vizepräsident des Georgischen Fußballverbandes (GFF, 2005 bis 2009), Generalsekretär des GFF (seit 2009).
Veröffentlicht am 4. März 2010 in der Saarbrücker Zeitung.