Mehr Anreize zur Bewegung schaffen

Regionalverband setzt auf Jürgen Thielen – zwei Projekte angekurbelt Regionalverband plant, in Außenanlagen seiner Schulen zu investieren – SZ-Serie „Schule und Sport“, Teil 6

Der Regionalverband will den Schülern mehr Möglichkeiten zur Bewegung bieten. Dafür soll in den nächsten fünf bis zehn Jahren investiert werden. Problematisch bleibt weiterhin der Schwimmunterricht.Mängel an den Sportgeräten, höhere Anforderungen durch die Ganztagsschulen – Jürgen Thielen hat sich dieser Problematik angenommen. Seit vier Jahren kämpft er um die Verbesserung des Schulsports.

Regionalverband. In den bisherigen Teilen unserer Serie „Schule und Sport“ wurden wissenschaftliche Erkenntnisse, Initiativen und Meinungen rund um das Thema Schulsport vorgestellt. In diesem Teil werden Herausforderungen aus Sicht der Schulträger am Beispiel des Regionalverbandes Saarbrücken verdeutlicht.

Um den Herausforderungen gerecht zu werden, hat sich der Regionalverband vor vier Jahren Jürgen Thielen ins Boot geholt. „Als Diplom-Sportlehrer weiß er, wo der Schuh drückt und bringt ein anderes Verständnis für die Sportlehrer an den Schulen mit“, sagt Peter Schwarz, Leiter des Bereichs Schulverwaltung beim Regionalverband. Verwaltungsdirektor Arnold Jungmann ergänzt: „Herr Thielen hat die Aufgabe, in den Schulsport-Bereich etwas Bewegung zu bringen.“ Zu diesen Bereichen gehören unter anderem die bauliche Instandhaltung der Schulen und die sachliche Ausstattung der Sporthallen.

Aktuell plant der Regionalverband, in den nächsten fünf bis zehn Jahren in die Gestaltung der Außenanlagen seiner Schulen zu investieren. Um mehr Anreize zur Bewegung zu schaffen: „Wir wollen die kurzen Pausen und andere Rand- und Nischenzeiten für Sport in der Schule nutzen“, meint Peter Schwarz und nennt als Vorzeigeprojekt den Fitnessraum, der an der Graf-Ludwig Gesamtschule Völklingen-Ludweiler eingerichtet wurde. Aus dem Bestand eines ehemaligen Fitnessstudios konnte die Schule Sportgeräte günstig erstehen und den Schülern zur Verfügung stellen. „So etwas würden wir uns für alle unsere Schulen wünschen. Aber das können wir nicht von heute auf morgen machen. Dafür brauchen wir Zeit. Und es hängt natürlich auch von den finanziellen Möglichkeiten ab“, weiß Verwaltungsdirektor Jungmann.

Dass die finanziellen Belastungen für die Schulträger mit der Einführung von Ganztagsschulen gestiegen sind, erklärt Jürgen Thielen: „Eine Tischtennisplatte und ein alter Basketballkorb auf eine versiegelte Fläche zu stellen, reicht heute nicht mehr für das Mehr an Zeit, das die Kinder und Jugendlichen an der Schule verbringen.“ Thielen selbst wünscht sich für die Zukunft ein „Kompetenzteam, unter anderem mit Landschaftsgärtnern und Architekten, um an jedem Standort eine Bestandsanalyse zu machen und den künftigen Aufgaben gerecht zu werden. Wir wollen künftig bei den Schülern nachfragen und ihre Wünsche bei der Planung in den Mittelpunkt stellen. Dann wird man feststellen, dass eine Umgestaltung des Geländes, die den Bedürfnissen der Schüler entspricht, gar nicht so teuer sein muss.“

Zum echten Problem entwickelt sich derweil der Schwimmunterricht. Durch die Schließungen von Bädern im Gebiet des Regionalverbands (zuletzt in Quierschied) müssen Abläufe optimiert werden. Peter Schwarz: „Schwimmunterricht muss umgesetzt werden und wir als Schulträger müssen die Möglichkeiten dazu bieten. Das machen wir auch, aber wir können nicht ausschließen, dass es dabei zu Verlagerungen kommt.“ Um den Zeitverlust zu minimieren, der durch den Anfahrtsweg zur Schwimmstätte und das Umziehen entsteht, erhofft sich Arnold Jungmann mit dem Bildungsministerium in eine Diskussion um die Einführung einer zusätzlichen Pufferstunde zu kommen.

Thielen bringt frischen Wind

Regionalverband. Diplom-Sportlehrer Jürgen Thielen wurde vor vier Jahren zum Regionalverband geholt, um die Verwaltung fachlich besser aufzustellen und nach der Aussage von Verwaltungsdirektor Arnold Jungmann „etwas Bewegung“ in den Schulsport-Bereich zu bringen. Leisten will Thielen dies vor allem mit dem Projekt „Pro Schulsport“. Zunächst veranlasste Thielen zwischen 2009 und 2011 eine an allen Schulen durchgeführte Sicht- und Funktionsprüfung der Sportgeräte.

Auch die Außenanlagen für den Sportunterricht wurden überprüft. Ein Ergebnis: Die Geräte hatten Mängel, die für insgesamt 140 000 Euro saniert wurden. Von nun an dürften sich die jährlichen Kosten für Sanierungen nach Schätzungen des Regionalverbandes auf einen Betrag zwischen 70 000 und 80 000 Euro belaufen. Mit dem Aufwand könnten Geräte in einem Zustand gehalten werden, der für die Erfüllung des Lehrplans notwendig ist und Sicherheit gewährleistet. „Das heißt aber natürlich nicht, dass wir auf dem neuesten Stand der Sportgeräte-Ausstattung sind“, sagt Thielen.

Nach dem Projekt „Pro Schulsport“ wurde Thielen vom Regionalverband mit der Aufgabe betraut, die steigenden Anforderungen, die aufgrund der Zunahme an Ganztagsschulen entstehen, in ein Konzept zur Schulentwicklung einfließen zu lassen. Daraus gehen vier Module hervor: die Schulhofgestaltung, das Thema Bewegung und Ernährung, die Raumgestaltung und die Vernetzung mit außerschulischen Kooperationspartnern. Gerade für Letzteres hat der Regionalverband ein offenes Ohr: „Ohne Kooperationspartner geht es nicht. Je mehr wir finden, desto mehr können wir mit dem gleichen Geld an unseren Schulen machen“, erklärt der Leiter der Schulverwaltung im Regionalverband, Peter Schwarz.

Insbesondere gehe es dabei um Sachausstattung. „Wir haben im Saarland klare Regeln, wie es auszusehen hat, aber Sponsoring an Schulen ist erlaubt“, betont Schwarz und verweist auf das Interesse der Krankenkassen an qualitativ hochwertigem Schulsport. Das wiederum haben die Kassen in unserem Serienteil mit dem Titel: „Klares Plädoyer für den Schulsport“ (erschienen am 9. Juli 2012) bestätigt. Auch Jürgen Thielen sieht dies positiv: „Entsprechende Konzepte gibt es schon in anderen Bundesländern“, weiß er.

Rund 3,7 Millionen Euro fließen in schulische Baumaßnahmen

Regionalverband. Seit 2008 heißt der „Stadtverband Saarbrücken“ „Regionalverband Saarbrücken“ und ist ein Verband benachbarter Städte und Gemeinden im Großraum Saarbrücken, der sich der Lösung übergreifender Probleme verschrieben hat und die Aufgaben eines Landkreises erfüllt. Schwerpunkte liegen in den Bereichen Jugend und Soziales, für die der Regionalverband nach eigenen Angaben rund 80 Prozent seines 280 Millionen-Euro-Haushaltes aufwendet.

Als einer der größten kommunalen Schulträger im Südwesten ist der Regionalverband für 75 Allgemeinbildende und Berufliche Schulen mit etwa 37 000 Schülern an 50 Schulstandorten zuständig. Genauer gesagt: für die äußeren Schulangelegenheiten, wie der Leiter der Schulverwaltung, Peter Schwarz, erklärt: „Die inneren Angelegenheiten, also die Pädagogik, Lehrpläne und die Bezahlung der Lehrer und Schulleiter sind Sache des Bildungsministeriums.“ Zu den Aufgaben des Regionalverbandes zählen zum Beispiel die Gewährleistung der Umsetzbarkeit der Sport-Lehrpläne durch ordnungsgemäße Sachmittel – wie Sporthallen, Sportgeräte und Schwimmstätten, was durch die Schließung kommunaler Bäder stets schwieriger wird.

Finanziert werden die Projekte durch Geld der Kommunen, von denen viele verschuldet sind. Die hohen Ausgaben im sozialen Bereich beschränken nach Angaben von Verwaltungsdirektor Arnold Jungmann die finanziellen Möglichkeiten für Schulen und Schulsport. Mitte Juli veröffentlichte der Regionalverband in einer Pressemitteilung, dass an 40 Schulen seiner Trägerschaft während der Sommerferien teils umfangreiche Bau- und Unterhaltungsmaßnahmen durchgeführt würden. Nach Angaben des Regionalverbandsdirektors Peter Gillo summieren sich die Kosten der Investitionen auf 3,7 Millionen Euro.

Veröffentlicht seit Mitte August 2012 in unterschiedlichen Lokalausgaben der Saarbrücker Zeitung.

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